Nur wenige Menschen waren noch nie in der Lage, dringend mehr Geld zu benötigen, als sie aktuell auf dem Konto haben. In solchen Fällen gibt es zwei Möglichkeiten: Ratenkredit oder Dispokredit. Die Gemeinsamkeit: Beide müssen natürlich zurückgezahlt werden. Die Unterschiede sind dafür deutlich zahlreicher – und damit auch die Vor- und Nachteile, die für jede Situation individuell beurteilt werden müssen.

Vorteil Ratenkredit: Zinsen und Struktur

Bei einem klassischen Ratenkredit gibt es praktisch keine Fragezeichen. Sämtliche Modalitäten werden vertraglich festgelegt, angefangen beim Gesamtbetrag über die effektive Verzinsung bis hin zur Tilgungsdauer. Für den Kreditnehmer hat das unter anderem den Vorteil, dass er nicht in Verlegenheit kommt, Zahlungen weiter hinauszuschieben, so wie es beispielsweise beim Dispo möglich ist. Diese strukturierte Rückzahlung ist ein wichtigerer Punkt, als allgemein angenommen wird. Weiter geht es mit den Zinsen: Diese sind je nach Institut zwar sehr variabel, im Durchschnitt aber deutlich niedriger als die hohen Dispo-Zinsen. Dort nämlich sind zweistellige Prozentbeträge eher die Regel als die Ausnahme; schon Dispos mit acht Prozent gelten als günstig. Beim Ratenkredit ist das glücklicherweise anders.

Fallende Zinsen sollen die Wirtschaft retten - Europäische Zentralbank (EZB) - Geschäftsbanken blockieren günstige Konditionen für Endverbraucher und Unternehmen.

Fallende Zinsen dank expansiver Geldpolitik der Europäische Zentralbank. Geschäftsbanken geben Konditionen nicht an Verbraucher weiter. | Foto: colourbox.com

Flexibilität und Verfügbarkeit auf Seiten des Dispos

Die strikte Tilgung eines Ratenkredits kann bei unplanmäßigen Notfällen auch ein Nachteil sein. Mit laufender Tilgung ist es nämlich umso schwerer, an neues geliehenes Geld zu kommen. Anders beim Dispo: Er kann jederzeit in beliebiger Höhe (bis zum Limit) ausgeschöpft werden, ganz nach Bedarf. Darüber hinaus ist der Dispo mit dem Girokonto verknüpft und kann daher während des normalen Einkaufens mit EC-Karte genutzt werden. Auch für eine schnelle Tilgung erweist sich der Dispo als nützlich, da er theoretisch jederzeit komplett ausgeglichen werden kann, sodass die weitere Zinslast direkt auf null geht.

Youtube-Video zur Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank

Geschäftsbanken sollen günstige Zinsen an Verbraucher und Unternehmen weitergeben.

Fazit: beide Kreditvarianten haben Vorteile und Nachteile | Banken verhindern günstige Kredite

In der Summe sieht es also so aus, als hätte der Dispo mehr Vorteile auf seiner Seite. Die Vielzahl aktueller Kredite zeigt dennoch, dass es sich um ein weiterhin wachsendes Feld handelt. Davon abgesehen kommt jedoch noch ein ganz anderer Faktor ins Spiel. Dispo und Ratenkredit sind nämlich gar nicht immer miteinander vergleichbar, da sie normalerweise in anderen Preisbereichen spielen. So lohnt sich ein Kredit für die Banken aufgrund des Aufwands erst ab mehreren tausend Euro, während der Dispo binnen Sekunden freigeschaltet werden kann. Nicht zuletzt deswegen spielt auch die Höhe des benötigten Betrages eine große Rolle beim Vergleich. Egal, welche Kreditvariante gewählt wird, die Geschäftsbanken stehen stark in der Kritik, dass sie die offenbar doch recht langfristig günstigen Zinsen der Europäischen Zentralbank nicht an den Verbraucher weiter geben, so dass diese Kredite nach Ansicht von Verbraucherschüztern viel zu teuer sind. Umgekehrt ist es hingegen bei den Habenzinsen für Tagesgeld, Festgeld und Sparbuch, die inzwischen tatsächlich fast auf Null zusammengeschrumpft sind. Für Anleger sind die genannten festverzinsliche Anlagen daher beinahe uninteressant geworden – auch 2012 beschrieb netz-news.com schon diese für Sparer missliche Situation – so dass auf diesem Wege trotz angespannter Wirtschaftslage Aktien und Immobilien zu immer neuen Rekordwerten getrieben werden.