In früheren Jahren war das, was man heute unter „Bilderrahmen“ verstehen könnte, in die Wand oder in ein Objekt des Raumes eingearbeitet. Er bestand zumeist aus bemaltem und manchmal vergoldetem Holz oder aus Marmor, der ebenfalls teilweise weiter verziert wurde. Erst ab dem 16. Jahrhundert begann sich der Bilderrahmen von der Architektur zu lösen und begann nun auch, einen rein dekorativen Zweck zu erfüllen. Im 17. und 18. Jahrhundert, welche die Kunst des Barock und des Rokoko hervorbrachten, überwogen üppig verzierte, ornamentale Goldrahmen mit feinen Holzschnitzereien.

Schwarzer und brauner Holzrahmen
In Deutschland und in den Niederlanden entwickelte sich zur gleichen Zeit der schwarze oder braune Holzrahmen, der teilweise mit schmalen Goldleisten ausgestattet war. Dieses Modell wurde schnell zum Massenprodukt und besonders beliebt bei den höfischen Gemäldesalons, wo er in großen Sammlungen den Zweck des Galerierahmens erfüllte. Der Gemäldesalon im 16. und 17.Jahrhundert ist eine Gemäldegalerie deren Wände mit Bildern beinahe komplett bedeckt sind. Sie hingen ähnlich wie ein Teppich aus Mosaiken von der Fußbodenleiste bis zur Decke, so dass es für den Betrachter eine große Herausforderung darstellte,  die Werke einzeln aufzunehmen.

Bilderrahmen
Gerahmt sieht fast alles viel künstlerischer aus. Foto: „Bilderrahmen am Strand“ von Beat Kohler / pixelio.de.

Bild als selbstständige Einheit
Die damals aufkommende Entdeckung der Zentralperspektive betonte den illusionistischen Charakter des Tafelbildes, durch das der Betrachter scheinbar in eine andere Bildwelt abtauchen konnte. Dicht an dicht hingen also die Bilder wie kleine Fenster nebeneinander an der Wand. Dieser heute recht eigenwillig erscheinenden Art der Hängung lag die Definition eines jeden Bildes als selbstständige Einheit zugrunde.

Neue Ausstellungs- und Präsentationsformen
Der Rahmen diente also hauptsächlich als Bildbegrenzung der den illusionistisch erscheinenden Bildausschnitt scheinbar von allen anderen Bildern abzugrenzen vermochte. Als später die moderneren Bildkompositionen die Zentralperspektive zugunsten von Form und Farbe ablöste, verlor auch der Rahmen an inhaltlicher Bedeutung für das Bild. Gleichzeitig wurde der Galerieraum neu erfunden und entwickelte sich zur heute existierenden Form des White Cube, was neue Ausstellungs- und Präsentationsformen zur Folge hatte.

Bilderrahmen als fester Bestandteil der Wohnungsdekoration
In der modernen Kunst spielt der Bilderrahmen deshalb nur noch eine untergeordnete Rolle. Oft ist er schlicht oder wird z.B. in der Fotografie durch das direkte Kaschieren des Bildes auf einen festen Untergrund ersetzt. Vielmehr ist er zum festen Bestandteil der Wohnungsdekoration geworden und ist ein beliebtes Mittel, um die Räume mit Fotos oder Bildern zu schmücken. Es gibt ihn in großer Vielfalt in den unterschiedlichsten Materialien, für jeden Zweck und in den verschiedensten Preisklassen.