Der international operierende Konzern EADS mit Hauptsitz in Leiden in den Niederlanden, der zusammen mit seinen Tochtergesellschaften rund 130.000 Mitarbeiter beschäftigt, ist mit einem Umsatz von 49 Milliarden Euro (2011) einer der größten Konzerne der Luft- und Raumfahrtindustrie der Welt.
Europaweit werden circa 70 Standorte für Entwicklung und Produktion unterhalten. Das Unternehmen wird momentan von Tom Enders geleitet und ist außerdem Europas zweitgrößtes Rüstungsunternehmen. So lautet das oberste Ziel der Vision 2020:
Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem zivilen Flugzeuggeschäft
und den übrigen Aktivitäten.
… mit Rücksicht auf lästige Erscheinungen der Zivilluftfahrt wie unstetig eintrudelnde Aufträge und Kapitalintensität. Vulgo: Die Rüstungsgeschäfte bringen keine Spitzenrendite, dafür klimpert die Kasse regelmäßig.
Eine Fusion der deutschen DASA, der französischen Aérospatiale-Matra und der spanischen CASA legten im Jahre 2000 das Fundament für das europäische Gemeinschaftsprojekt, welches in seiner Entwicklung auch eine enge Kooperation mit dem britischen Unternehmen BAE Systems einging. Am 10. Juli des Jahres 2000 emittierte EADS erstmalig Aktienanteile an der Börse, welche lediglich zu 15 Prozent im Besitz des französischen Staates waren. Alle weiteren Aktien verteilten sich auf natürliche oder juristische Personen und gestalteten die Entscheidungszentren des Rüstungsunternehmen anhand eines klaren privatwirtschaftlichen Kalküls. Börsenrelevante Informationen rund um EADS finden interessierte Anleger hier beim Inverstor Verlag.
Aktienkurs der EADS-Aktie
Finanzwirtschaftliches Geplänkel um Waffensysteme
Schon in Einführungskursen in die Betriebswirtschaftslehre wird die Bedeutung der Gewinnmaximierung herausgestellt, welche in dem Kontext der globalen Waffenproduktion erschreckende gesellschaftliche Folgen hervorruft. Einem jeden Rüstungsexporteur in den Fängen des Finanzmarktes ist von Grund auf daran gelegen, möglichst viele Waffensysteme herzustellen und gewinnbringend zu veräußern. Aufgrund der Renditeorientierung der Anleger ist das Hauptanliegen einer jeden Aktiengesellschaft die Expansion sowie der Zugewinn von Marktanteilen. Kritisch wird das vermeintlich rationale Verhalten besonders dann, wenn ein Rüstungsunternehmen das Interesse hegt, neue Märkte zu erschließen. Das Stichwort Lobbyarbeit kann in diesem Kontext eher als subtile Stimulation von Konfliktzentren gelesen werden.
EADS Deutschland und die Subventionsdebatte
Trotz der halbseidenen finanziellen Verästelungen wurde EADS Deutschland zeitlebens von der Bundesrepublik mit appetitlichen Subventionen verwöhnt, deren Angemessenheit häufig in Frage gestellt wurde. Besonders das Argument der Wettbewerbsverzerrung wird in diesem Zusammenhang regelmäßig angebracht und auch gerichtlich ausdiskutiert.
Der amerikanische Flugzeughersteller Boing liefert sich mit der EADS Tochter Airbus seit Jahren einen Rechtsstreit, in welchem beide Parteien einander bezichtigen, die Richtlinien des freien Handels zu unterlaufen. Besonders in die Fertigung des Airbus A380, dem größten zivilen Verkehrsflugzeug und einem langjährigen Prestigeprojekt Europas, flossen großzügige Subventionen der Bundesrepublik Deutschland. Die zahlreichen Fördersummen, Steuernachlässe und Schuldenerlasse beziehen sich zwar offiziell auf die Luft- und Raumfahrttechnologie, nichtsdestotrotz sind die Trennlinien zur Rüstungsindustrie oftmals schwer auszumachen.
Korruptionsskandale um Grenzsicherung, Helikopter und Kampfjets
EADS teilt seinen Namen, sein technologisches Know-how sowie sein internationales Netzwerk ebenfalls mit zahlreichen Schwestergesellschaften, die sich offiziell als Rüstungsunternehmen ausweisen. EADS Töchter wie zum Beispiel Airbus Military, Eurocopter und Cassidian Air Systems profitieren mittelbar von den Kapitalspritzen und verflechten sich mithilfe des Steuerzahlers in internationale Korruptionsskandale. Neben fragwürdigen Aktivitäten im Rahmen der saudi-arabischen Grenzsicherung rückte Konzernchef Tom Enders auch wegen Korruptionsvorwürfen der indischen Regierung bezüglich eines Großauftrages über 197 Helikopter in den Fokus der Medien. Neuste Ermittlungen erheben darüber hinaus den Verdacht, dass der Verkauf von 15 Eurofightern an das österreichische Heer ebenfalls über Bestechungsgelder abgewickelt wurde. Eine Rüstungsindustrie, die sich der Expansion verschrieben hat, ist und bleibt ein undurchsichtiges und fragwürdiges Wirtschaftssegment.