Der Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb), Thomas Krüger, hat in einem vom Elternbeirat des Otto-von-Taube-Gymnasiums in Gauting / Kreis Starnberg organisierten Vortrag „Starke Eltern, starke Lehrer, starke Kinder. Wie politische Bildung die Persönlichkeit fördert.“ am 7. November 2012 erläutert, wie Kinder und Jugendliche von heute dazu bewegt werden können, an Entscheidungsprozessen zu partizipieren.

Thomas Krüger zu Gast beim Otto-von-Taube-Gymnasium, Gauting

Thomas Krüger – Präsident der Bundeszentrale für Politische Bildung (bpb) – Aufnahme aus dem Jahr 2008. Bildnachweise: Wikipedia unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation, Version 1.2 oder einer späteren Version

Empathische Zugänge zum Wissen öffnen
In dem etwa 45-minütigen Referat vor rund 100 Zuhörern – parallel dazu im ZDF: Champions League FC Bayern gegen Lille – in der kleinen Aula des Gautinger Gymnasiums ging Thomas Krüger explizit darauf ein, wie politikferne Jugendliche an die pluralistische Demokratie herangeführt werden können. Krüger führte aus, dass Wissen authentisch vermittelt werden müsse, etwa im Geschichtsunterricht über Zeitzeugen; damit gelänge es, neben dem kognitiven einen empathischen Zugang zur Materie zu verschaffen.

Medienkonsum: Regulierung und innovative Medienformate
In puncto Medienkonsum des Nachwuchses helfe es wenig, mit Scheuklappen zu agieren. Neben der Regulierung etwa durch das Post-Ident-Verfahren bei jugendgefährdenden Inhalten, sei es notwendig, innovative Medienformate zu erproben. Als Beispiel nannte er aktuelle Angebote der bpb: den twitter-feed für Hausaufgaben, die Eltern-LAN zum Ausprobieren von Computer-Spielen und den Wahl-o-mat einem spielerischen Online-Tool, mit dem Internet-User anhand ihrer Ansichten zu politischen Fragestellungen einer Partei zugeordnet werden können. Es sei falsch Computerspiele generell zu verteufeln, auch diese können Wissen vermitteln und dies durchaus pädagogisch wertvoll und nachhaltig. Eltern empfahl er, mit den Kindern über die Computerspiele zu sprechen. Dabei sei neben dem Zeitmanagement zu erörtern, welche Kriterien zu einer Differenzierung zwischen guten und schlechten Spielen führen. Ziel sei es, dass der Spielende eine kritische Souveränität bewahrt und sich nicht von den Spielen „aufsaugen“ lasse.

Die Direktorin des Gymnasiums Sylke Wischnevsky merkte in der abschließenden Fragerunde an, dass nach ihrer Meinung trotz aller Bemühungen und Fortschritte, Jugendliche Medien nach wie vor zu unkritisch konsumierten. Insbesondere das kommerzielle soziale Netzwerk Facebook werde nahezu bedingungslos akzeptiert, während staatliche Autoritäten nur wenig Anerkennung erhielten. Generell mahnte Krüger, mit den persönlichen Daten im Netz vorsichtig umzugehen: sowohl der Staat als auch Unternehmen hätten ein ureigenes Interesse möglichst viel über den Bürger und Konsumenten zu erfahren. Eine Schülerin äußerte sich kritisch zum Nutzen des Post-Ident-Verfahrens zum Jugendschutz im globalen Web. Konsens bestand, dass letzten Endes nur kritisches Medienbewusstsein hilft. Auch die Situation Jugendlicher mit Migrationshintergrund kam zur Sprache. Diesen seien oft auf Grund der Lage in ihren Heimatländern stärker an politischen Inhalten interessiert, dennoch bleibe die praktische Umsetzung etwa auf der schulischen Ebene eine fortwährende Herausforderung, so Krüger. Die bpb plane in der nahen Zukunft, verstärkt die Gefahren des Rechtsextremismus zu thematisieren. Die übergeordnete Behörde, das Bundesinnenministerium habe hierfür Gelder zugesagt, zumal dies ein persönliches Anliegen des seit März 2011 amtierenden Ministers Hans-Peter Friedrich sei.

Thomas Krüger (*1959), studierter evangelischer Theologe, war letzter Ost-Berliner Oberbürgermeister und Gründungsmitglied der DDR-Nachwendepartei SDP, saß für diese in der Volkskammer und für die SPD im Deutschen Bundestag. Von 1991 bis 1994 bekleidete er das Amt des Senators für Familie und Jugend in Berlin. Seit dem Jahre 2000 ist Thomas Krüger Präsident der bpb.